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Corporate Secretary Roundtable 13. Mai 2011, Zürich

Am 13. Mai 2011 fand in Zürich der 3. Corporate Secretary Roundtable zum Thema Whistleblowing statt. Als Gastrednerin konnte mit Dr. Zora Ledergerber wohl die Schweizer Fachperson zum Thema gewonnen werden. In einem informativen Abriss über das Thema generell sowie dessen Handhabung in der internationalen und der Schweizer Praxis zeigte sie die zunehmende Relevanz auch für Schweizer Unternehmen auf.

Neben der Definition des Begriffs Whistleblower als 'Hinweisgeber, der Missstände wie illegales Handeln oder allgemeine Gefahren, von denen er z.B. an seinem Arbeitsplatz erfährt, an die Öffentlichkeit bringt' wurde die Entstehungsgeschichte, gängige internationale Vorschriften und Praktiken aufgezeigt.

Whistleblowing - Modeerscheinung oder ein Kulturwandel?

In der Diskussion zeigten sich unterschiedliche Ansätze zum Umgang mit dem Thema. Obwohl es in der Schweiz die allgemeine Treue- und Geheimhaltungspflicht des Arbeitnehmers gelten, ist auch hierzulande bei grösseren Unternehmen eine Tendenz zu institutionalisierten Prozessen zum Whistleblowing zu erkennen. Interessant ist der zum Teil branchenspezifische unterschiedliche Fokus bezüglich Umgang mit internem Fehlverhalten - von der möglichst lückenlosen systemischen Verunmöglichung bei Banken gegenüber verstärkten Tendenz zu Whistleblowing-Systemen mit Meldepflicht in der öffentlichen Verwaltung (Personalgesetze). Die Teilnehmer waren sich einig, dass auch Schweizer Unternehmen zunehmend Prozesse zur Meldung von internen Fehlverhalten definieren werden. Ob jedoch alle Erscheinungsformen dieses Trends (z.B. Zeitungen mit Whistleblower-Seiten, Entschädigungen für Hinweisgeber von privater wie auch staatlicher Seite) in jedem Fall als positive Entwicklung zu werten ist, sei in Frage gestellt.

Corruption Index - Transparency International
 
Corruption Fraud Index 2011 von Transparency International. Quelle und Copyright: Transparency International
 

Fremde Gesetzgebung für Schweizer Unternehmen

Für Schweizer Unternehmen zunehmend von Bedeutung sind auch Gesetzesänderungen vorallem im anglosächsischen Raum: Neben den Vorschriften aus den USA (SEC, False Claims Act, IRS zu Steuerbetrug etc.), welche alle mit finanziellen Anreizen für Whistleblower arbeiten, ist insbesondere der ab 1. Juli 2011 in Kraft tretende UK Bribery Act von Bedeutung (s. auch thebriberyact.com). Das weit gefasst Gesetz zum Verbot von Schmiergeldern gilt auch für Unternehmen ausserhalb von UK, welche 'close ties' zur UK (z.B. via für sie tätige Vertreter, Agenten in anderen Ländern) haben.

In der regen Diskussion unter den Teilnehmern bewegten anschliessend vorallem praktische Fragen zur Anzahl und Typ der zu erwartenden Meldungen, zur Möglichkeit der Standardisierung der Behandlung von Anfragen sowie zu Datenschutz in international tätigen Unternehmen. Von allen Teilnehmern wurde der Eindruck bestätigt, dass rund die Hälfte der gemeldeten Whistleblowingfälle Human Resources relevante Ereignisse betreffen. Mindestanforderungen an ein Whistleblowing-System, bevorzugte Kanäle, Empfehlungen der Economiesuisse wurden angesprochen sowie anhand eines Systembeispiels konkretisiert.

Literatur zum Thema

Whistleblowing unter dem Aspekt der Korruptionsbekämpfung Ernst&Young. 2011. European Fraud Survey. Recovery, regulation and integrity. Artikel

Zora Ledergerber. 2005. Whistleblowing unter dem Aspekt der Korruptionsbekämpfung. 192 Seiten. Stämpfli. Bei Schulthess noch lieferbar
 
 
 
 
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